„Um euch daran zu erinnern“

Eine Zeitzeugin erzählt von ihrer Kindheit im Holocaust:
Auch in diesem Jahr beehrte uns Eva Weyl mit ihrem Besuch am Gymnasium Horkesgath. Die am 07. Juni 1935 geborene Zeitzeugin berichtete von ihrer Kindheit als Jüdin im Nationalsozialismus. Sie ist einer der wenigen Menschen, die die NS-Verbrechen überlebt hat und unseren Schülerinnen und Schülern davon erzählen kann.

Gemeinsam mit dem Geschichtslehrer Herrn Klein betritt Frau Weyl das Selbstlernzentrum (SLZ), wo sie vor den Schülerinnen und Schülern der Q1 über ihre Vergangenheit berichten will. Allein durch ihre Präsenz sorgt die mittlerweile 89-Jährige für eine eindrucksvolle Atmosphäre im Raum. Alle Schüler schauen gespannt auf die Zeitzeugin, die mit einem Animationsvideo ihren Vortrag beginnt. In diesem Clip fragt ein kleiner Junge einen alten Mann, warum sein Arm mit Zahlen tätowiert ist.

Kurzinfo: In Auschwitz wurden Häftlinge mit einer Nummer gekennzeichnet, die sie tätowiert auf dem Arm tragen mussten. Das erleichterte die Organisation des Tötens. Manche Menschen haben diese Tätowierung auch nach ihrer Befreiung behalten.

Als der Mann seine Geschichte erzählt, weiß der Junge vermutlich die Antwort und sagt: „Ach so, Sie haben das behalten, um sich selber zu erinnern“, woraufhin der Mann widerspricht: „Nein, mein Lieber, um dich daran zu erinnern“. Gesprochen wurde die Animation von Eva Weyl, die sich dann zu unseren Schülerinnen und Schülern wendet und mit der Aussage „um euch daran zu erinnern“ ihren Vortrag beginnt.

Eva Weyl erzählt von jüdischen Kindern, die in der Schule ausgegrenzt und gemobbt wurden. Sie berichtet von dem Kaufhaus ihres Großvaters, das von den Nationalsozialisten boykottiert und schließlich enteignet wurde. Sie schildert auch ihre Kindheitserlebnisse im niederländischen Durchgangslager Westerbork. Die Kinder staunen. Und immer wieder wiederholt Eva Weyl: „Hört auf euer Herz.“ Denn das Herz, so Weyl, würde immer das Richtige wollen. Wenn man auf das Herz hört, glaubt man nicht alles, was man hört, und man führt auch nicht jeden Befehl aus, erklärt sie. Ihre persönlichen Erlebnisse und ihr eigenes Fazit bewegen die Jugendlichen, die bis zur letzten Minute aufmerksam zuzuhören.

Einen wichtigen Rat hat Eva Weyl den Jugendlichen mitgegeben, damit so etwas Schreckliches nie wieder passiert. Sie bezeichnete unsere Schülerinnen und Schüler als Zweitzeugen. Durch Eva Weyl wissen sie aus erster Hand, was passiert ist, und ihre Aufgabe sei es, ihre Erlebnisse weiterzuerzählen, damit niemals vergessen wird, was geschehen ist. Dass das auch heute wichtig ist, zeigt uns leider die Welt außerhalb des Selbstlernzentrums.

Info:

Das Gymnasium Horkesgath richtet den Holocaust-Gedenktag der Stadt Krefeld am 27.01.2025 aus. Vorbereitend werden Schüler:innen in einer Arbeitsgemeinschaft mit einer Schülergruppe in Polen unter anderem das Konzentrationslager Auschwitz besuchen. Unsere Bewerbung für dieses Projekt „Gymnasium Horkesgath gegen das Vergessen“ bei der EU war erfolgreich – wir erhalten eine Förderung durch Erasmus+.