Ein kleines Stück große Wahrheit

„Mein Vater war ein Schreibtischmörder.“ Erschüttert und beeindruckt lauschten die Schüler*innen unseres 9. Jahrgangs den autobiografischen Erzählungen über die Zeit im Konzentrationslager, über Familie im Dritten Reich, über zerbrochene Freundschaften.

Anke Winter hat Jahre gebraucht, um der Tatsache ins Auge zu blicken, dass ihr Großvater als Lagerkommandant vom Schreibtisch aus über Tod und Leben von Juden entschieden hat. Sie hat sich mit dieser Vergangenheit auseinandergesetzt und möchte die heutigen Jugendlichen teilhaben lassen an den Wahrheiten des Zweiten Weltkriegs.

Die Zeitzeugin Eva Weyl, die vier Jahre ihrer Kindheit im deutschen Lager verbracht hat, mahnte die Jugendlichen: „Ihr habt keine Schuld, aber ihr dürft nicht vergessen.“ Auch dank heimlich in ihre Jacke eingenähter Diamanten hat Frau Weyl den Krieg überlebt.

Seit mehreren Jahren haben wir am Gymnasium Horkesgath das Glück, Frau Eva Weyl als Zeitzeugin begrüßen zu dürfen. Jedes Jahr bietet sie unseren Schülerinnen und Schülern einen Vortrag und Austausch zum Thema Holocaust in der deutsch-niederländischen Geschichte an. Coronabedingt fand der Vortrag dieses Mal im Videoformat statt – nicht minder beeindruckend. Erstmals nahm Frau Anke Winter an der Veranstaltung teil. Voller Offenheit und Ernsthaftigkeit beantworteten die beiden Damen die zahlreichen Nachfragen unserer interessierten Neuner.

Der Eindruck des Furchtbaren vergangener Wahrheit bleibt. Und der Eindruck eines versöhnlichen Blickes in die Gegenwart.